Neben den Aktien der bekannten Tech-Giganten und Big-Pharma-Konzerne entwickelten sich 2020 auch einige kleine europäische Titel überdurchschnittlich, wie Marc Saint John Webb feststellt. Im Beitrag für finews.first sichtet er einige dieser heimlichen Kursraketen.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Wie alle Betriebe, die nicht als lebensnotwendig eingestuft wurden, mussten auch die Anglergeschäfte während des Lockdown ihre Türen schliessen, was sich zunächst natürlich negativ auf deren Umsatz auswirkte. Schnell jedoch wurde aber klar, dass der Lockdown die Leute nicht nur dazu veranlasst hatte, zu Hause zu bleiben und Videogames zu spielen, sondern es trieb viele Menschen ebenso in die Natur. So entwickelte sich das Angeln zu einer höchst beliebten Beschäftigung, und der Verkauf von entsprechender Ausrüstung erreichte neue Rekordwerte.

Insbesondere ein neues, jüngeres Publikum, das sich für Outdoor-Aktivitäten begeistert, erlag dem Reiz von Fischerruten, Schnüren und Ködern. Rapala VMC, der finnische Hersteller von Angelgerät, verzeichnete dadurch ein sensationelles Geschäftsjahr, was zu einem Anstieg seines Aktienkurses um 57 Prozent führte.

«Finanzanalysten verschmähen Small Caps»

Seit der Fusion mit dem französischen Hakenhersteller VMC ist das Unternehmen der Weltmarktführer in diesem Bereich. Nach enttäuschenden Ergebnissen in den vergangenen Jahren wurde Anfang 2020 ein neuer CEO zur Wiederbelebung des Produktesortiments ernannt. Er will die aktuelle Stärke der Marke nun nutzen, um ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum zu erzielen, die Produktpalette um weitere Ruten und Rollen zu erweitern und die Rentabilität zu steigern.

Gerade weil viele Small Caps von den Finanzanalysten zu Unrecht verschmäht werden, ist auch Rapala immer noch unterbewertet, und die Veröffentlichung der Jahresergebnisse im nächsten Monat wird voraussichtlich eine angenehme Überraschung sein.

«Der spanische Schwimmbad-Hersteller Fluidra war einer der ganz grossen Gewinner dieses Trends»

Die Reisebeschränkungen haben Familien dazu veranlasst, ihr eigenes Schwimmbad häufiger zu nutzen oder ein solches in ihren Garten zu stellen. Die Fachleute in dieser Branche reiben sich bereits die Hände. Mittlerweile sind die Auftragsbücher bis im Sommer 2021 voll. Der spanische Schwimmbad-Hersteller Fluidra war einer der ganz grossen Gewinner dieses Trends, verzeichnete er doch einen Kursanstieg in seiner Aktie von 74 Prozent.

Die dank der Fusion mit Zodiac geschaffenen Synergien führten zu besseren Margen. Das starke Umsatzwachstum sollte auch in diesem Jahr einen schönen Gewinn ermöglichen. Die Fluidra-Aktie sollte dank ihres hohen globalen Marktanteils, der soliden Margen, der Cash-Generierung und des hohen Anteils an Einnahmen aus dem Pool-Wartungsgeschäft weitere Kursfantasien freisetzen.

«Der Markt hat dieses Unternehmen lange Zeit ignoriert»

Zu Hause eingesperrt und gelangweilt, haben viele Menschen auch die Gelegenheit genutzt, an der Börse zu spekulieren. Die einfache Bedienbarkeit der Handelsseiten, die positiv orientierten Märkte, die die ersten Schritte erleichterten, und der Boom von Bitcoin ermöglichten es der Schweizer Online-Bank Swissquote ein hervorragendes Geschäftsjahr 2020 mit einem Kursanstieg von 80 Prozent hinzulegen.

Als einfacher Online-Händler für Schweizer Kleinanleger betrachtet, wurde das Unternehmen lange Zeit vom Markt ignoriert. Swissquote ist jedoch ein höchst dynamisches Unternehmen, das in Europa und Asien expandiert und seit einiger Zeit einen Online-Banking-Service anbietet, der immer mehr kleine internationale Finanzinstitute anlockt.

Swissquote ist auch ein Pionier im Kryptowährungs-Handel und hat einen grossen Anteil in diesem margenstarken Markt. Das Unternehmen sollte daher seine Profitabilität dank der Rekordwerte, die Bitcoin erreicht hat, weiter steigen sehen. Ausserdem hat Swissquote unlängst angekündigt, die geschätzten Umsatz- und Gewinnziele für 2020 sogar noch zu übertreffen.

«Fälschlicherweise werden Nebenwerte oft zu Gunsten grosser Namen verworfen»

Leider ist es so: Fälschlicherweise werden Nebenwerte oft zu Gunsten grosser Namen verworfen, deren «stratosphärische» Bewertungen an sich schon zur Vorsicht mahnen sollten. Für Anleger, die eher günstig bewertete Unternehmen mit soliden Aussichten bevorzugen, bieten kleinkapitalisierte Werte jedoch ein attraktives Potenzial. Zu diesen fundamentalen Faktoren kommt noch ein weiteres positives Element hinzu.

Da diese vergleichsweise kleinen Firmen oftmals deutlich unter den bei Private-Equity-Transaktionen erzielten Multiplikatoren gehandelt werden, entscheiden sich viele Familienaktionäre für ein Delisting ihrer Unternehmen. Sie kaufen das gesamte Kapital auf.

Dies ist beispielsweise der Fall bei der Familie, welche die Firma Sonae besitzt. Die portugiesische Holdinggesellschaft verwaltet Supermärkte. Die Familie hat die ausgegebenen Aktien mit einem Aufschlag von 40 Prozent dem Publikum abgekauft. Vieles deutet darauf hin, dass dieser Trend sich 2021 auf breiter Front durchsetzen könnte.


Marc Saint John Webb stiess 2006 als Fondsmanager zum Genfer Asset Manager Quaero Capital. Er ist Co-Manager des The Argonaut Fund, zudem lancierte er 2007 den European Smaller Companies Fund (ehemals Family Enterprise) und ist  gleichzeitig ein bedeutender Aktionär diese Investmentvehikels. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung mit Investitionen in europäische Aktien und begann 1987 als Börsenmakler bei Warburg Securities in Paris. Im Jahr 2001 war er Mitbegründer von IXIS-Rothschild Midcaps, einem in Paris ansässigen Joint-Venture, das sich auf Corporate Brokerage und Research für französische mittelständische Unternehmen spezialisierte. Er studierte an der Aston Business School in England, an der Complutense Universität von Madrid in Spanien und am INSEAD in Frankreich.


Bisherige Texte von: Rudi BogniRolf BanzWerner VogtWalter WittmannAlfred Mettler, Robert HolzachCraig MurrayDavid ZollingerArthur BolligerBeat KappelerChris RoweStefan GerlachMarc Lussy, Nuno FernandesRichard EggerDieter RuloffMarco BargelSteve HankeUrs Schoettli, Maurice PedergnanaStefan Kreuzkamp, Oliver BussmannMichael BenzAlbert Steck, Martin DahindenThomas FedierAlfred MettlerBrigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Kim IskyanStephen DoverDenise Kenyon-RouvinezChristian DreyerKinan Khadam-Al-JameRobert HemmiAnton AffentrangerYves Mirabaud, Hans-Martin KrausGérard Guerdat, Mario BassiStephen ThariyanDan SteinbockRino BoriniBert FlossbachMichael HasenstabGuido SchillingWerner E. RutschDorte Bech VizardAdriano B. Lucatelli, Maya BhandariJean TiroleHans Jakob RothMarco Martinelli, Thomas Sutter, Tom King, Werner PeyerThomas KupferPeter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Marionna Wegenstein, Armin JansNicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio QuirighettiClaire Shaw, Peter FanconiAlex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro Occhilupo, Will Ballard, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul, Markus Winkler, Konrad Hummler, Thomas Steinemann, Christina Böck, Guillaume Compeyron, Miro Zivkovic, Alexander F. Wagner, Eric Heymann, Christoph Sax, Felix Brem, Jochen Möbert, Jacques-Aurélien Marcireau, Ursula Finsterwald, Claudia Kraaz, Michel Longhini, Stefan Blum, Nicolas Ramelet, Søren Bjønness, Lamara von Albertini, Andreas Britt, Gilles Prince, Darren Williams, Shanu Hinduja, Salman Ahmed, Stéphane Monier, Peter van der Welle, Ken Orchard, Christian Gast, Jürgen Braunstein, Jeffrey Vögeli, Fiona Frick, Stefan Schneider, Matthias Hunn, Andreas Vetsch, Teodoro Cocca, Mark Hawtin, Fabiana Fedeli, Marionna Wegenstein, Kim Fournais, Carole Millet, Swetha Ramachandran, Brigitte Kaps, Thomas Stucki, Teodoro Cocca, Neil Shearing, Claude Baumann, Tom Naratil, Oliver Berger, Robert Sharps, Tobias Müller, Florian Wicki, Jean Keller, Fabrizio Pagani, Niels Lan Doky, Karin M. Klossek, Ralph Ebert, Johnny El Hachem, Judith Basad, Katharina Bart, Thorsten Polleit, Beat Wittmann, Bernardo Brunschwiler, Peter Schmid, Karam Hinduja, Zsolt Kohalmi, Didier Saint-Georges, Raphaël Surber, Santosh Brivio, Gérard Piasko, Mark Urquhart, Olivier Kessler, Bruno Capone, Peter Hody, Andrew Isbester, Florin Baeriswyl, Agniszka Walorska, Thomas Müller, Michael Welti, Ebrahim Attarzadeh, Marcel Hostettler, Hui Zhang, Michael Bornhäusser, Reto Jauch, Angela Agostini, Guy de Blonay und Lars Jaeger, Tatjana Greil Castro und Jean-Baptiste Berthon

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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