Eigentlich war immer alles zunächst einmal zu teuer – und darum nicht realisierbar. Die Menschheit sollte endlich aus ihren Fehlern in der Vergangenheit lernen, findet Lars Jaeger und hat dazu einen Beitrag für finews.first gefunden.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


(ein modernes Märchen von Walter Mielentz, mit Dank an den Autor)

Es war einmal eine Zeit, da holten die Menschen das Wasser aus einem Brunnen und mussten es mühsam nach Hause schleppen. Auch war das Wasser oft schmutzig und man wurde krank davon.

Da kamen welche auf die Idee, in jedes Haus und jede Wohnung eine Wasserleitung zu bauen mit frischem, sauberem Wasser. Da schrien manche: «Das ist viel zu teuer, das rechnet sich nie!» Aber trotzdem wurde es gemacht, obwohl es wirklich sehr teuer war. Dafür hatten die Menschen nun aber sauberes Wasser und wurden nicht mehr krank davon.

Es gab auch einmal eine Zeit, da goss man alle Abwässer und den Müll einfach auf die Strasse. Dort stank es fürchterlich und Ratten liefen darin herum. Deren Flöhe übertrugen die Pest, und viele Menschen starben daran. Da kamen welche auf die Idee, den Müll einzusammeln und ordentlich zu entsorgen. Die Abwässer sollten in Rohren gesammelt und in einer Kläranlage gereinigt werden, bevor sie in die Flüsse und Seen geleitet wurden.

«Es kostete tatsächlich sehr viel Geld»

Und wieder riefen manche, das sei unbezahlbar. Es kostete tatsächlich sehr viel Geld, wurde aber trotzdem gemacht und alles wurde besser.

Es gab auch mal eine Zeit, da waren die Städte nur mit holprigen und schlammigen Feldwegen miteinander verbunden. Die hatten viele Pfützen und Schlaglöcher, und das Reisen mit der Postkutsche war sehr langsam und beschwerlich. Da erfand jemand ein neues Verkehrsmittel, das rollte geschwind auf eisernen Schienen. Dadurch wurde es viel leichter zu verreisen und Waren zu befördern.

Man baute zig-tausende Kilometer dieser Schienenwege, dazu noch Bahnhöfe, Tunnel, Brücken und Signalanlagen. Das alles war natürlich sauteuer, aber die Vorteile machten das wieder wett.

«Auch das kostete unheimlich viel Geld»

Später erfand man Wagen, die ohne Pferde fahren konnten, aber es gab noch keine befahrbaren Strassen dafür. Die musste man erst noch bauen. Im Laufe der Zeit entstand ein riesiges Strassen- und Autobahnnetz, das Unsummen kostete. Aber trotzdem hat man es gebaut wegen der Vorteile und Bequemlichkeit des Reisens und der Verteilung der Güter.

Es gab mal eine Zeit, da hatten die Leute nur Kienspäne und Kerzen zum Leuchten. Damit konnte man nur sehr schlecht arbeiten und lesen. Da machten andere Leute eine tolle Erfindung und nannten sie Elektrizität.

Damit konnte man schön Licht machen, Maschinen antreiben und vieles mehr. Man baute Fabriken, die den Strom erzeugten und legte Leitungen übers ganze Land und in jedes Haus und sogar in jedes Zimmer, damit jeder die Vorteile der Elektrizität nutzen konnte. Auch das kostete unheimlich viel Geld, aber es wurde dennoch gemacht und alle hatten etwas davon.

«Da kamen kluge Leute auf die Idee, Wind, Wasser und Sonne zu nutzen»

Eines Tages erschien ein böser Mann mit einem Schnauzbärtchen. Der war so furchtbar böse, dass er einen Krieg vom Zaun brach. In diesem wurden ganz viele Bomben geworfen, die ganz viele Städte zerstörten und dazu noch die Bahnlinien mitsamt Bahnhöfen und Brücken. Auch Fabriken und Kirchen sanken in Trümmer und noch vieles mehr. Nach dem Krieg sahen die Menschen die furchtbaren Zerstörungen und weinten bitterlich.

Sie jammerten und glaubten nicht, dass man das alles wieder aufbauen könne. Aber dann fassten sie neuen Mut, spuckten in die Hände und bauten alles wieder auf, obwohl das natürlich auch wieder unheimlich viel Geld kostete.

Und schliesslich gab und gibt es immer noch eine Zeit, da verbrannte man Kohle und zertrümmerte Atomkerne, um Strom zu erzeugen, was aber viele Nachteile hatte. Man schädigte dadurch das Klima und erzeugte gefährliche Abfälle, von denen niemand wusste, wohin damit. Da kamen kluge Leute auf die Idee, Wind, Wasser und Sonne zu nutzen, damit man die alten schmutzigen Kraftwerke eines Tages nicht mehr brauchte.

«Und so wird hoffentlich aus der Energiewende ein modernes Märchen!»

Da erhob sich seitens Teile der Wirtschaft und Politik ein gewaltiges Geschrei: «Vieeeel zu teuer, unbezaaaaaahlbar, die Industrie geht pleite, wir verarmen total!» Aber man fing trotzdem mit der Umstellung an, obwohl es tatsächlich sehr teuer war, aber das waren die Fortschritte in der Vergangenheit schliesslich auch. Und so wird hoffentlich aus der Energiewende ein modernes Märchen!

Und die Moral von der Geschicht? Zu teuer, geht nicht, gibt es nicht. Es geht sehr viel, wenn man nur will.


Lars Jaeger ist ein schweizerisch-deutscher Autor zu den Themen Geschichte, Philosophie und Bedeutung der Wissenschaften und technologischen Entwicklung, sowie zu Hedgefonds, quantitatives Investieren und Risikomanagement. Er ist gleichzeitig Head of Alternative Risk Premia beim Vermögensverwalter GAM.


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Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.29%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.8%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.4%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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