Kaum ein Thema hat in diesem Jahr eine vergleichbare Welle von Begeisterung, Skepsis und Spekulation ausgelöst wie die Entwicklungen rund um generative Künstliche Intelligenz.  Doch selbst Experten fällt es schwer, die Implikationen dieser Technologie für Unternehmen und Investoren ganzheitlich zu greifen, schreibt Jan Beckers in seinem Beitrag für finews.first.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Kaum ein Thema hat in diesem Jahr eine vergleichbare Welle von Begeisterung, Skepsis und Spekulation ausgelöst wie die Entwicklungen rund um generative Künstliche Intelligenz (GenKI). Nahezu täglich prägen neue Innovationen und Anwendungsfälle die Schlagzeilen. Die Funktionen neu entwickelter KI-Tools scheinen Prozesse in nahezu jeder Branche in Frage zu stellen. Selbst Experten fällt es schwer, die Implikationen dieser Technologie für Unternehmen und Investoren ganzheitlich zu greifen.

GenKI ist eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien und die grösste Investmentchance der kommenden Dekade. Es brauchte jedoch den sogenannten «iPhone-Moment», um auch die breite Öffentlichkeit von den beeindruckenden Fähigkeiten der Technologie zu überzeugen und den kommerziellen Durchbruch zu erreichen.

«Die Qualität der Modelle hat inzwischen ein marktreifes Niveau erreicht»

Genau das ist der Firma OpenAI mit ihrem KI-Modell «ChatGPT» gelungen – einem Large Language Model (LLM), mit dem Nutzer in einer simulierten Konversation Informationen abfragen können. Die Begeisterung für die Technologie lässt sich anhand der Nutzerzahlen festhalten: Beim entsprechenden Wachstum hat ChatGPT selbst Online-Plattformen wie Instagram oder TikTok bei Weitem übertroffen. Die Qualität der Modelle hat inzwischen ein marktreifes Niveau erreicht. Die Verfügbarkeit von Open-Source-Modellen sowie eine verbesserte Infrastruktur machen die Adaption für variable Anwendungen einfacher denn je. Deutlich wird, dass die Technologie nicht nur das Potenzial hat, bestehende Geschäftsmodelle entscheidend zu beeinflussen, indem sie Effizienz und Gewinnmargen steigert. Sie kann darüber hinaus auch völlig neue Geschäftsmodelle ermöglichen.

Noch gibt es auf dem Aktienmarkt wenige «Pure-KI-Player». Dennoch haben Anleger bereits heute die Möglichkeit, ihr Portfolio entlang dieser Schlüsseltechnologie auszurichten. Denn zahlreiche Unternehmen und Branchen dürften vom Fortschritt profitieren – von Hardware-Lieferanten über Tool-Anbieter bis hin zu Unternehmen, die viele Schritte ihrer Wertschöpfung durch GenKI automatisieren und somit massive Kosteneinsparungs-Potentiale nutzen können. Die Implikationen für den Aktienmarkt und insbesondere Technologieaktien werden wohl so weitreichend und immens sein, dass diese gegenwärtig noch nicht vollends zu überblicken, ge-schweige denn vorauszusagen sind.

«Das Unternehmen ist der führende Anbieter von GPU-Chips und liefert damit die essenzielle Infrastruktur für GenKI»

Sehr konkrete Auswirkungen auf den Markt wurden aber bereits sichtbar: Die Performance des Chipherstellers Nvidia zum nun sechstgrössten Unternehmen der Welt hat im Mai 2023 eindrucksvoll bewiesen, wie immens bereits heute die Bedeutung von KI an den Kapitalmärkten ist. Nach Veröffentlichung der Zahlen für das erste Quartal 2023 wurde die Marktkapitalisierung um 30 Prozent nach oben und nah an die Billion-Dollar-Marke katapultiert. Ursache hierfür war die Erhöhung der Umsatzprognose für das zweite Quartal 2023 um mehr als 50 Prozent.

Diese bemerkenswerte Entwicklung ist vor allem auf die starke Positionierung des Unternehmens im Bereich GenKI zurückzuführen. Das Unternehmen ist der führende Anbieter von GPU-Chips und liefert damit die Rechenleistung, also die essenzielle Infrastruktur für GenKI. Insgesamt sind es die Vorreiter generativer KI, die ganze Indizes wie den S&P 500 signifikant prägen. Eine gleichgewichtete Auswahl der sieben Unternehmen Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia, Meta und Tesla aus dem S&P 500, war seit Jahresbeginn bis Anfang Juni 2023 allein für 80 Prozent der Gewinne des Aktienindex verantwortlich.

«Asset Manager können GenKI auch selbst nutzen»

Anleger profitieren durch eine frühzeitige Positionierung und Titelselektion von GenKI: Hierbei ist es entscheidend, aus einer Vielzahl von Unternehmen und vermeintlichen KI-Profiteuren die zukünftigen Gewinner zu einem guten Zeitpunkt und vor allem zum richtigen Preis zu identifizieren. Voraussetzung hierfür ist, die strukturellen Besonderheiten der Technologie und die daraus resultierenden Effekte auf Wachstum, Wettbewerbsvorteile, Preise und Margen zu verstehen. Bei KI-Unternehmen spielt beispielsweise der kostengünstige Zugang zu Daten, spezialisierter Rechenleistung und Software-Talenten eine grosse Rolle für ihr Potenzial, ebenso wie das daraus resultierende Margenprofil.

Neben den positiven Auswirkungen von GenKI auf die Unternehmen im Technologieuniversum können Asset Manager GenKI auch selbst nutzen. Beispielsweise können sie die Technologie auch aktiv in eigenen Investmentansätzen und -prozessen anwenden. Zwar ist der Einsatz vollautomatisierter KI-Portfoliomanager kurz- und mittelfristig eher unwahrscheinlich. Doch kann GenKI in diversen Teilbereichen des Investmentprozesses unterstützen – von der Ideengenerierung bis hin zur tiefgehenden Analyse sowie dem kontinuierlichen Monitoring. So lässt sich auch die Analyse unstrukturierter Daten – etwa aus Finanzberichten – wesentlich beschleunigen.


Jan Beckers ist Gründer und Chief Investment Officer (CIO) der Fondsgesellschaft BIT Capital. In diesen beiden Funktionen verantwortet er den Investmentansatz des Unternehmens. Er bringt eine langjährige Erfahrung im Technologiebereich mit und wurde bereits 2014 von EY zum «Unternehmer des Jahres in Deutschland» gekürt. Seine Vision ist es, Investoren Zugang zu rentablen Anlageprodukten zu ermöglichen und die Wohlstandsentwicklung und Zukunftsfähigkeit Europas aktiv zu unterstützen.


Bisherige Texte von: Rudi BogniRolf BanzWerner VogtWalter WittmannAlfred Mettler, Robert HolzachCraig MurrayDavid ZollingerArthur BolligerBeat KappelerChris RoweStefan GerlachMarc Lussy, Nuno FernandesRichard EggerDieter RuloffMarco BargelSteve HankeUrs Schoettli, Maurice PedergnanaStefan Kreuzkamp, Oliver BussmannMichael BenzAlbert Steck, Martin DahindenThomas FedierAlfred MettlerBrigitte Strebel, Mirjam Staub-Bisang, Kim IskyanStephen DoverDenise Kenyon-RouvinezChristian DreyerKinan Khadam-Al-JameRobert HemmiAnton AffentrangerYves Mirabaud, Hans-Martin KrausGérard Guerdat, Mario BassiStephen ThariyanDan SteinbockRino BoriniBert FlossbachMichael HasenstabGuido SchillingWerner E. RutschDorte Bech VizardAdriano B. Lucatelli, Maya BhandariJean TiroleHans Jakob RothMarco Martinelli, Thomas Sutter, Tom King, Werner PeyerThomas KupferPeter Kurer, Arturo Bris, Frédéric Papp, James Syme, Dennis Larsen, Bernd Kramer, Armin JansNicolas Roth, Hans Ulrich Jost, Patrick Hunger, Fabrizio QuirighettiClaire Shaw, Peter FanconiAlex Wolf, Dan Steinbock, Patrick Scheurle, Sandro Occhilupo, Will Ballard, Nicholas Yeo, Claude-Alain Margelisch, Jean-François Hirschel, Jens Pongratz, Samuel Gerber, Philipp Weckherlin, Anne Richards, Antoni Trenchev, Benoit Barbereau, Pascal R. Bersier, Shaul Lifshitz, Ana Botín, Martin Gilbert, Jesper Koll, Ingo Rauser, Carlo Capaul, Markus Winkler, Thomas Steinemann, Christina Böck, Guillaume Compeyron, Miro Zivkovic, Alexander F. Wagner, Eric Heymann, Christoph Sax, Felix Brem, Jochen Möbert, Jacques-Aurélien Marcireau, Ursula Finsterwald, Michel Longhini, Stefan Blum, Nicolas Ramelet, Søren Bjønness, Gilles Prince, Shanu Hinduja, Salman Ahmed, Peter van der Welle, Ken Orchard, Christian Gast, Jürgen Braunstein, Jeffrey Vögeli, Fiona Frick, Stefan Schneider, Matthias Hunn, Andreas Vetsch, Mark Hawtin, Fabiana Fedeli, Kim Fournais, Carole Millet, Swetha Ramachandran, Thomas Stucki, Neil Shearing, Tom Naratil, Oliver Berger, Robert Sharps, Tobias Müller, Florian Wicki, Jean Keller, Niels Lan Doky, Karin M. Klossek, Johnny El Hachem, Judith Basad, Katharina Bart, Thorsten Polleit, Peter Schmid, Karam Hinduja, Zsolt Kohalmi, Raphaël Surber, Santosh Brivio, Mark Urquhart, Olivier Kessler, Bruno Capone, Peter Hody, Agniszka Walorska, Thomas Müller, Ebrahim Attarzadeh, Marcel Hostettler, Hui Zhang, Angela Agostini, Guy de Blonay, Tatjana Greil Castro, Jean-Baptiste Berthon, Dietrich Grönemeyer, Mobeen Tahir, Didier Saint-Georges, Serge Tabachnik, Vega Ibanez, David Folkerts-Landau, Andreas Ita, Michael Welti, Mihkel Vitsur, Roman Balzan, Todd Saligman, Christian Kälin, Stuart Dunbar, Carina Schaurte, Birte Orth-Freese, Gun Woo, Lamara von Albertini, Ramon Vogt, Andrea Hoffmann, Niccolò Garzelli, Darren Williams, Benjamin Böhner, Mike Judith, Jared Cook, Henk Grootveld, Roman Gaus, Nicolas Faller, Anna Stünzi, Thomas Höhne-Sparborth, Fabrizio Pagani, Ralph Ebert, Guy de Blonay, Jan Boudewijns, Sean Hagerty, Alina Donets, Sébastien Galy, Roman von Ah, Fernando Fernández, Georg von Wyss, Stefan Bannwart, Andreas Britt, Frédéric Leroux, Nick Platjouw, Rolando Grandi, Philipp Kaupke, Gérard Piasko, Brad Slingerlend, Dieter Wermuth, Grégoire Bordier, Thomas Signer, Gianluca Gerosa, Michael Bornhäusser, Christine Houston, Manuel Romera Robles, Fabian Käslin, Claudia Kraaz, Marco Huwiler, Lukas Zihlmann, Nadège Lesueur-Pène, Sherif Mamdouh, Harald Preissler, Taimur Hyat, Philipp Cottier, Andreas Herrmann, Camille Vial, Marcus Hüttinger, Ralph Ebert, Serge Beck, Alannah Beer, Stéphane Monier, Ashley Semmens, Lars Jaeger, Claude Baumann, Shanna Strauss-Frank, Bertrand Binggeli, Marionna Wegenstein, George Muzinich, Jian Shi Cortesi, Razan Nasser, Nicolas Forest, Jörg Rütschi, Reto Jauch, Bernardo Brunschwiler, Charles-Henry Monchau, Nicolas Ramelet, Philip Adler, Brigitte Kaps, Ha Duong, Teodoro Cocca, Beat Wittmann, Jan Brzezek, Florin Baeriswyl, Nicolas Mousset, Beat Weiss, Pascal Mischler, Andrew Isbester und Konrad Hummler

 

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