Künstliche Intelligenz und ChatGPT dürften unsere Zukunft ähnlich stark verändern wie einst das Internet. Dennoch gilt es, in der Geldanlage einen nüchternen Blick bewahren, schreibt Kubilay Yalcin in einem Beitrag auf finews.first.


In dieser Rubrik nehmen Autorinnen und Autoren Stellung zu Wirtschafts- und Finanzthemen.


Durch die anhaltenden Zinserhöhungen waren Technologieaktien im vergangenen Jahr stark unter Druck bis der Microsoft-Gründer Bill Gates eine «technische Revolution» ankündigte: «Sie wird verändern, wie Menschen arbeiten, lernen, reisen, Gesundheitsversorgung bekommen und miteinander kommunizieren», sagte Gates. Seither beflügelt die KI-Euphorie Aktien im Technologiebereich. Viele Aktien in diesem Sektor zählten im vergangenen Halbjahr zu den Besten. Zu Recht?

Tatsächlich ist das Potenzial dieser neuen Technologie enorm. Allerdings stehen einige Anwendungsfälle, wie die von OpenAI popularisierten Sprachmodelle, noch am Anfang. Und die Historie hat gezeigt, dass bahnbrechende Technologien ihre Zeit brauchen – etwa beim Internet Anfang der 2000er-Jahre. Noch schwieriger zu beantworten, ist die Frage nach den Gewinnern (und Verlierern).

«Nur fünf dieser sieben Firmen existieren heute noch»

Auch um die Jahrtausendwende flogen die Hoffnungen hoch – von den zehn grössten kotierten Unternehmen nach Marktkapitalisierung waren zu Beginn des Jahres 2000 sieben Technologie- oder Telekommunikations-Unternehmen. Damals elektrisierten die Möglichkeiten des Worldwide Web die Finanzmärkte.

Doch nur fünf dieser sieben Unternehmen existieren heute noch. Bei vier der letztgenannten blieb die Aktienkursentwicklung von Ende 1999 bis Mitte 2023 weit hinter dem weltweiten Aktienindex MSCI World zurück. Einzig die Microsoft-Aktien entwickelten sich in diesem Zeitraum deutlich besser – wobei es selbst hier eine langjährige Durststrecke gab. Deshalb gilt es, den nüchternen Blick auch in Zeiten von durch allzu viel Fantasie beflügelten Börsen zu behalten. Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass insbesondere in diesen Marktphasen häufig zu viel für Unternehmen bezahlt wird – deren Gewinnpotenziale sich erst einmal realisieren müssen.

«Diese Form des Portfoliomanagements unterscheidet sich von Spekulationen»

Besser ist es, sich auf Aktien qualitativ hochwertige Unternehmen zu fokussieren. Und «Qualität» bedeutet vor allem eine starke und möglichst gut vorhersehbare zukünftige Ertragsentwicklung. Es sind attraktive Geschäftsmodelle mit soliden Bilanzen, die bei Rückschlägen standhalten und sich in Krisenzeiten als robust erweisen sollten. Solche Qualitätsunternehmen finden sich weltweit und in vielen Sektoren – auch im Technologiebereich.

Zu bevorzugen sind Unternehmen, bei denen wir die Gewinnentwicklung in der Zukunft überdurchschnittlich gut abschätzen können. Ein Hype, ein Modethema, selbst wenn die Kurse kurzfristig förmlich zu explodieren scheinen, wird ohne eine gründliche Analyse, noch lange nicht zu einem guten Investment. Diese Form des Portfoliomanagements unterscheidet sich von Spekulationen, die in der Regel viele Unsicherheiten beinhalten.

«Nur erstklassige Unternehmen geben uns die Zuversicht, dass sie Krisenzeiten überstehen»

Nicht zuletzt deshalb, findet sich stets nur eine begrenzte Anzahl von Aktien in unseren Portfolien. Denn nur erstklassige Unternehmen, die sich Jahr für Jahr in ihrem Markt behaupten, geben uns die Zuversicht, dass sie Krisenzeiten überstehen und ihre Gewinne langfristig mit einer Zuwachsrate oberhalb der Inflation steigern können.

Dafür gehen wir mit einer strengen Bewertungsdisziplin, der notwendigen Geduld und einem klaren Blick für die langfristigen Werttreiber vor. Nur so haben unsere Kundinnen und Kunden die besten Chancen, über die Jahre vom genannten «Compounding» zu profitieren, also vom kontinuierlichen und letztlich exponentiellen Wachstum ihres angelegten Vermögens.


Kubilay Yalcin ist seit 2020 Portfolio Director Equities bei Flossbach von Storch. Nach Einsätzen in London und Istanbul war er von 2012 bis 2020 als Equity Sales bei der HSBC in Düsseldorf tätig. Dort betreute er institutionelle Investoren im In- und Ausland mit Schwerpunkt auf die Sektoren Telekom, Medien und Technologie. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule München und ist zudem ausgebildeter Bankkaufmann.


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